Das India Pale Ale (IPA) zählt zu den bekanntesten und beliebtesten Bierstilen der Gegenwart. Es ist eine Unterkategorie des Pale Ale, welches bei höheren Temperaturen als ein Lagerbier gebraut wird und außerdem auch mit hellem (pale = blass) Malz hergestellt wird.
Das IPA und der gesamte Trend, der mit diesem Stil einhergeht, zeichnen sich dadurch aus, dass der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind. Im Gegensatz zu klassischen Biersorten, glänzen India Pale Ales mit außergewöhnlichen Geschmacksrichtungen. Besonders beliebt sind tropische Früchte, aber auch Biere mit Kräutergeschmack.
Die Geschichte des IPA – ein Mythos
India Pale Ale hat seinen Namen tatsächlich aufgrund des Subkontinents Indien, denn dorthin wurde Pale Ale im 18. Jahrhundert exportiert. Häufig wird die Entstehung des IPA auf eine Brauerei namens George Hodgon’s Bow Brewery in England zurückgeführt, die IPA Ende des 18. Jahrhunderts gebraut haben soll. Das ist allerdings ein weitverbreiteter Irrtum, denn Pale Ale wurde in London spätestens schon 1709 verkauft und die Brauerei von George Hodgon exportierte erst um 1790. Nach Indien exportiert wurden alle möglichen Biere aber schon 1711. In den 1760er Jahren wurden Brauer darauf aufmerksam gemacht, dass ihr Bier, sofern es in wärmere Gefilde exportiert werden solle, mehr Hopfen beinhalten sollte. Diese Idee kann keiner einzelnen Brauerei zugeordnet werden. Im Jahre 1821 wurde ein spezieller Hopfengehalt für Biere für „Indienreisen“ festgelegt und 1835 wird IPA erstmals tatsächlich auch so genannt – genauer East India Pale Ale.
Warum wird also Hodgon mit dem IPA so stark in Verbindung gebracht? Diese Frage kann nicht mit hundertprozentiger Sicherheit beantwortet werden, allerdings wird vermutet, dass die Nähe der Brauerei zu den East India Docks etwas mit der Vorherrschaft am indischen Markt zu tun haben könnte. Eine zweite Region, die in Verbindung mit der Geschichte von IPA genannt wird, ist Burton. Dort ansässige Brauer wollten es mit der George Hodgon’s Bow Brewery aufnehmen und den indischen Markt erobern, was im Endeffekt nicht wirklich gelang.
Mit Sicherheit kann nur gesagt werden, dass India Pale Ale seinen Ursprung in England hat, heute aber in Amerika und Kanada eine große Rolle spielt und dass diese Länder den Trend in die Welt getragen haben.
Der Charakter- und Artenreichtum des India Pale Ale
Die starke Hopfenbetonung und Obergärung des IPA sind nicht die einzigen Merkmale dieses Bierstils. Noch einprägsamer ist die starke Hopfenbittere (35 bis 75 IBU) und häufig auch fruchtige Aromen. Viele Sorten haben Noten von Zitrusfrüchten, Maracuja oder Papaya. Es existieren aber auch IPAs, die einen IBU-Wert von über 100 aufweisen.
IPAs haben auch einen relativ hohen Alkoholgehalt (6 bis 9 Vol %) und eine Stammwürze von etwa 16 bis 20 °P. Farblich liegt das IPA bei 11 bis 30 EBC, welche dem Bier eine Bernstein- bzw. auch Kupferfarbe geben. Allerdings gibt es mittlerweile sehr viele verschiedene IPA Stile, sodass auch ein IPA goldgelb, dunkelrot, orange oder strohgelb sein kann.
Man unterscheidet generell folgende Varianten des India Pale Ales:
American IPA
Diese Variante wird noch einmal in West Coast IPA und East Coast IPA unterteilt. Die Westküste fokussiert sich auf stark gehopfte und extrem bittere Biere. Der Hopfen wird hierbei oft schon während des Würzekochens in rauen Mengen beigefügt. Das sorgt dafür, dass diese Biervarianten oft kräuterartige und harzige Aromen mitbringen.
An der Ostküste wird im Gegensatz dazu mehr Wert auf den Malzcharakter gelegt, ohne dass die Hopfenbetonung vernachlässigt wird. Das Malz sorgt auch dafür, dass das East Coast IPA dunkler ist als das West Coast IPA.
New England IPA
Dies ist eine junge Sorte des IPA und zeichnet sich dadurch aus, dass der Hopfen erst sehr spät zugeführt wird. Außerdem werden Weizen- und Haferflocken verwendet, die das Bier im Mund cremig erscheinen lassen. Das IPA wird mit den Flocken sehr trüb und es schmeckt für ein IPA auch nicht bitter, denn die tropisch-fruchtigen Aromen sollen hier im Vordergrund stehen.
Imperial oder Double IPA
Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich hierbei um Biere, die einen Alkoholgehalt von über 7,5 % Vol. besitzen und mit enormen Mengen an Hopfen gebraut werden. Seit den 1990er Jahren findet diese Variante großen Anklang in der Welt, nachdem sie im Westen der USA geprägt wurde.
Brett IPA
Brett IPA bekommt seinen Namen durch die Brettanomyces-Hefe, die das Bier säuerlich schmecken lässt. Dieser Eigengeschmack eines Sauerbieres ist sehr gewöhnungsbedürftig und wurde im Laufe der Geschichte eliminiert, um konkurrenzfähig zu bleiben. Die Craft Bier Szene hat diese Hefeart allerdings wieder für sich entdeckt, um historisch zu brauen und sich auf die Gründerzeit dieses Bieres zu konzentrieren.
Black IPA
Man kann dieses Bier kaum von Stout- oder Porter-Varianten unterscheiden, da es rein optisch durch die schwarze Farbe gut getarnt ist. Allerdings schlägt beim Geschmack die Kombination aus Röstaromen und süßeren Malznoten zu, die das intensive Hopfenaroma unterstreichen.
Session IPA
Ein Sonderling unter den IPAs ist das Session IPA schon allein wegen seiner Namensgeschichte. In England wurde eine „Session“ früher als die Zeit des Arbeitstages bezeichnet, in der Bier getrunken werden durfte. Um die Arbeiter allerdings nicht völlig betrunken zu machen, wurde das Session IPA mit einem geringeren Alkoholgehalt von 3 bis 4 % Vol. gebraut. Es ist also eine Art Leichtbier unter den India Pale Ales.
English Style IPA
Die englische und damit auch ursprüngliche IPA Kreation zeichnet sich durch seine ausgesprochene Balance aus, die einen starken Malzcharakter besitzt und Noten von Karamell bzw. Karamellgebäck enthält. Ausgeglichen wird der Malzgeschmack von einem kräuterartigen Geschmack, der durch spezielle Hopfenarten erzeugt wird. Diese sind weniger bitter aber hocharomatisch.
Belgian IPA
Die belgische Variante des India Pale Ales wurde von American Pale Ales und Double IPAs inspiriert. Hierbei versuchen Brauer einen Spagat zwischen dem Hopfengeschmack eines IPA und dem kräftigen Malzkörper eines belgischen Tripels, welches mit Trappistenhefe hergestellt wird. Der Alkoholgehalt beträgt hierbei stolze 8 bis 10 % Vol. Unter den über 1000 Biervarianten, die es in Belgien gibt, stellt das IPA eine Spezialität und Seltenheit dar.
Die unendlichen Weiten und Möglichkeiten
Wie die Vielzahl an IPA Varianten schon vermuten lässt, sind diesem Bierstil keine Grenzen gesetzt. Dank der Kreativität der einzelnen Braumeister existieren mittlerweile so viele IPAs, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Brauer beweisen, dass allein mit dem Hopfengehalt so viel mehr erreicht werden kann als nur ein bitteres Bier. Auch die Zusatzstoffe lassen Biertrinker teilweise in nostalgischen Erinnerungen schwelgen. Wenn das frisch eingeschenkte Bier riecht wie das Marmeladenglas von Oma, können selbst alteingesessene Genießer nicht widerstehen. Die Zukunft des Bieres gehört damit sicher – zumindest teilweise – den kreativen Köpfen hinter den India Pale Ales.