Das böhmische Pilsen ist Namensgeber für das Pilsner Bier. Oftmals wird es schlicht Pils genannt und erfreut sich vielerorts großer Popularität. Deshalb wird es so gut wie überall gebraut oder getrunken. In Deutschland zählt das Pilsner zu den beliebtesten Bieren. Von zehn bestellten Bieren werden neun als Pils ausgeschenkt.
Beim Ausschank gibt es wichtige Dinge zu beachten. Soll das Pils frisch serviert werden, muss es so schnell wie möglich im Glas landen. In früheren Zeiten hieß es noch, ein gutes Bier bräuchte sieben Minuten. Geschuldet ist das Sprichwort der Verwendung von Kükenhähnen, in den Gasthäusern vergangener Zeiten. Diese ließen es nicht zu, den Druck zu drosseln. Ergebnis der druckvollen Glas Befüllung war die starke Schaumbildung, welche den Zapfvorgang verzögerte.
Seit an den Zapfanlagen Kompensatorhähne -an diesen kann der Druck reguliert werden- zu finden sind, kommt es beim Zapfen zu einer deutlich geringeren Schaumbildung. Somit hat sich die Wartezeit auf höchstens drei Minuten verkürzt.
Mit der Zeit haben sich verschiedene Varianten des Pils entwickelt. Sowohl die drei Pilsstile aus dem böhmischen, norddeutschen und bayrischen Raum als auch das „American-Style“ Pils finden die meiste Beachtung.
Geschichte des Pils
Die Erfolgsgeschichte des Pilsner Bieres begann Mitte des 19. Jahrhunderts in der heute tschechischen Stadt Plzeň. Verdorbene Biere setzten dem Ruf des Pils arg zu und drohten diesen zu ruinieren. Deshalb engagierte die neugebaute Brauerei Měšťanský pivovar den bayrischen Braumeister Joseph Groll. Er sollte die in Schieflage geratene Reputation Pilsner Biere aufpolieren.
Joseph Groll fand in der tschechischen Provinz Moravia für die Erfüllung seines Auftrags die besten Bedingungen vor. Denn dort wuchsen neben den besten Gerstensorten dieser Zeit auch eine der aromatischsten Hopfensorten. Außerdem fand er in der Region leicht saures und schwefelarmes Wasser, welches sich zum Bier-Brauen perfekt eignete. Mit seinem Wissen über moderne bayrische Brautechniken und einer sauber gärenden Hefe bewaffnet begann Groll sein Werk.
In offenen Bottichen ließ der bayrische Braumeister sein Bier langsam gären und während der Kellerlagerung reifte es in Holzfässern. Damit lieferte er zum Martinstag 1842 ein schmackhaftes Bier, welches nicht nur den einheimischen Pilsnern mundete, sondern darüber hinaus internationale Anerkennung fand. Da im österreichisch-ungarischen Böhmen zu dieser Zeit deutsch offizielle Amtssprache war, wurde das weltweit renommierte goldblonde „Plzeňský Prazdroj“ als „Pilsener Urquell“ bezeichnet.
Weiterentwicklung des Pils
Begünstigt vom Ausbau von Eisenbahn und Schienennetz und den damit verbundenen schnelleren Transport von Handelswaren fand das Pilsener Bier zügig den Weg in den internationalen Handel. So blieb dem Wettbewerb das wohlschmeckende neue Bier nicht verborgen. Um am Markt gegen das so erfolgreiche „Pilsner Urquell“ bestehen zu können, begannen immer mehr einheimische Betriebe das Pils zu kopieren.
In Radeberg bei Dresden brachte die „Aktienbrauerei Zum Bierkeller“ 1872 das erste nachgebraute Pils auf dem Markt. Das Pils des Vorläufer-Unternehmens der heutigen Radeberger Gruppe schmeckte hopfenbetonter und war dadurch herber. Außerdem brauten die Sachsen mit deutlich härterem Wasser, was dem Radeberger Pils eine unverwechselbare Note verlieh. Damit hatten die Radeberger Brauer einen weiteren Pils-Stil entwickelt.
Als norddeutsches Pils zeichnet sich die Art des Pilsner Bieres durch seinen leicht hopfigen herben Geschmack und seinem schlanken Körper aus. Das ursprüngliche böhmische Pils hingegen bekommt durch seine kürzere Lagerzeit eine buttrige Note, ist vollmundiger im Geschmack und weniger herb. Im Laufe der Zeit haben sich aber auch noch andere Varianten des fein-herben Getränks entwickelt.
Wie zum Beispiel das bayrische Pils. Dieses wird mit viel Aroma-Hopfen gebraut und mundet im Vergleich zum norddeutschen Pils deutlich Hopfen-lastiger.
Zu guter Letzt gehört der amerikanische Ableger des Pils-Bier erwähnt. American Style Pils strotzt nur so vor Hopfen. Dem hohen Anteil an Hopfen ist es geschuldet, dass American Style Pils von allen Pils-Sorten am bittersten schmeckt.
Der unaufhaltsamen Verbreitung von Lagerbieren, zu denen auch das Pils zählt, hat die Existenz unzähliger Zutaten und Braurezepturen zur Folge. Es ist ebenfalls keine Mälzerei mehr zu finden ohne Pilsener Malz im Angebot.
Neben tschechischer Hefe wird mittlerweile unter anderem amerikanische, dänische und bayrische Hefe zum Brauen verwendet. Weiterhin führen sowohl die hohe Mutationsfähigkeit der Hefestämme als auch moderne tschechische Lagerhefen zu starken Abweichungen von der Hefe des Ur-Pilses.
Aus diesem Grund hat 2008 die Europäische Union tschechische Biere unter den Status „geschützte Ursprungsbezeichnung“ gestellt. Die EU wollte damit den großzügigen Umgang mit dem Begriff „Pilsener Bier“ vermeiden. Damit dürfen als tschechisches Bier nur noch Biere deklariert werden, welche in der Tschechischen Republik gebraut wurden. Außerdem unterliegen sie seitdem festgelegten Anforderungen, wie zum Beispiel dem ausschließlichen Benutzen ausgewählter tschechischer Gersten-Sorten.